Partizipation und Beschwerdemanagement

Partizipation und Beschwerdemanagement

Partizipation bildet die Grundlage unserer päd. Arbeit. Im Zuge derer werden die Rechte des Kindes durch altersangemessene Beteiligungs- und Beschwerdemöglichkeiten gesichert. Feste Regeln im Alltag (im Umgang mit anderen Kindern, mit Erwachsenen, Dinglichem usw.) werden gemeinsam erarbeitet und umgesetzt. Entsprechend der Reife der Kinder wird deren Meinung angemessen berücksichtigt.

Durch Tagesstrukturen, die Beteiligung und Mitsprache zulassen, können die Kinder in Begleitung der päd. Fachkraft Demokratie und demokratisches Handeln im Alltag erfahren. In diesen Situationen haben sie die Möglichkeit, individuelle Wünsche auszudrücken, einzubringen und zu argumentieren. Sie lernen somit, eigene Belange in die Gemeinschaft einzubringen und mit eventuell auftretenden Konsequenzen umzugehen.

Dort, wo Schäden entstehen können (körperlich, geistig oder materiell), wo Diskriminierung nicht ausgeschlossen werden kann oder wo unerwünschte Ergebnisse und Nebenwirkungen absehbar sind, sind der Partizipation feste Grenzen gesetzt. Hier übernimmt die päd. Fachkraft die Verantwortung und trifft Entscheidungen, derer Konsequenzen nicht durch die Kinder eingeschätzt werden können.

Im Rahmen einer solchen päd. Arbeit findet bereits in der Kindertagesstätte eine Bewusstseinserweiterung statt, die auf allgemein gültigen Werten und Normen der Gesellschaft basiert.
Jedes Kind hat das Recht, eine Beschwerde zu äußern und Anspruch darauf, dass diese angemessen bearbeitet wird.
Dieser Satz ist die Grundlage für das Beschwerdemanagement mit Kindern. Seit 2012 ist die Freiheit auf Meinungsäußerung von Kindern im Bundeskinderschutz §45 SGB VIII verankert.
Um jedem Kind die Möglichkeit der Meinungsäußerung zu geben, wird wöchentlich ein Treffen stattfinden (integriert in den Morgenkreis).
Hier werden die Kinder mit gezielten Fragestellungen und offenen Gesprächsrunden motiviert und befähigt ihre Meinung/Beschwerde/Wünsche mitzuteilen. Dazu benötigen Kinder oft Zeit und Vertrauen, welches durch die regelmäßigen Treffen aufgebaut werden soll.
Hier lernen die Kinder, dass es wichtig ist seine Meinung zu sagen und dass sie dafür nicht verurteilt werden, sondern jede „Beschwerde“ ernstgenommen und bearbeitet wird. Ebenso soll jeder die anderen Beteiligten wahrnehmen und auch ernstnehmen und somit lernen, mit den Beschwerden anderer umzugehen.
Um den Kindern diesen Prozess zu verdeutlichen, werden „Beschwerden und Wünsche“ an der „Wunschwand“ festgehalten. An dieser können die Kinder gemeinsam mit den Erziehern ihren Wunsch oder ihre Beschwerde aufschreiben/malen. Dabei lernen sie, etwas Negatives wie eine Beschwerde ins Positive umzukehren und daraus einen Wunsch zu formulieren. Sobald dieser bearbeitet wurde, wird er reflektiert und nach Abschluss auch von der Wand wieder entfernt. So haben Erzieher, Eltern und Kinder gleichermaßen einen Überblick und können sich in Ruhe jedem angesprochenen Thema widmen.
Um eine gelungene Kommunikation zu erreichen, ist es wichtig sich an grundlegende Gesprächsregeln zu halten. Diese beruhen auf den Prinzipen von Akzeptanz, Empathie und Kongruenz (Echtheit).
- Sich ausreden lassen
- Jede Beschwerde ernst nehmen
- Aktives Zuhören
- Jedem Raum und Möglichkeit zum Sprechen geben
- Konstruktives Feedback geben/ Gehörtes zusammenfassen (so werden Kommunikationsfehler vermieden)
Auch im Alltag sollen die Kinder die Möglichkeit haben frei ihre Beschwerden und Wünsche anzubringen. So soll es möglich sein auch introvertierten Kindern oder Kindern, die ihre Probleme nicht in der großen Runde ansprechen wollen, zu ermöglichen im kleinen Rahmen ihr Problem zu benennen. Hier können die Kinder die Bezugsperson, der sie sich anvertrauen wollen, frei wählen.
Die Eltern werden informiert über das Beschwerdeverfahren:
• Beim Aufnahmegespräch
• Durch pädagogische Fachkräfte
• Bei Elternabenden
• Durch Elternvertreter
• Über die Kita- Website
• Durch Leitung und Träger


Die Eltern können sich beschweren:

• Bei den Bezugserzieher:innen oder den pädagogischen Fachkräften außerhalb der Gruppe
• Bei der Leitung/ stellvertr. Leitung
• Bei Elternabenden
• Beim Elternausschuss/ Elternvertretern
• Beim Träger


Die Beschwerden der Eltern werden aufgenommen und dokumentiert:

• im direkten Dialog
• durch Wahrnehmung und Beobachtung
• über Email oder Telefon
• bei Tür- und Angelgesprächen
• bei Elterngesprächen
• bei der Leitung/ stellvertr. Leitung

Die Beschwerden werden bearbeitet:

• nach dem entsprechenden Beschwerdeablaufplan
• im Dialog auf Augenhöhe
• in Elterngesprächen
• bei Elternabenden
• in Elternausschusssitzungen
• in Teamgesprächen/Dienstbesprechungen
• mit der Leitung/ stellvertr. Leitung
• mit dem Träger
• durch Weiterleitung an zuständige Stelle
Uns sind die Meinungen jedes Teammitgliedes wichtig. Wir bevorzugen hier eine offene Feedbackkultur. Bei den regelmäßigen Teamgesprächen sowie bei den jährlichen Mitarbeitergesprächen hat jeder die Möglichkeit seine Ideen, Wünsche und Verbesserungsvorschläge zu äußern und einzubringen. Gleichzeitig soll es aber auch die Möglichkeit der offenen Beschwerde- oder Problemäußerungen geben. In solchen Fällen kann man sich direkt an die Kitaleitung wenden. Die Beschwerde wird mit Hilfe eines Formblattes dokumentiert, durch das weiter Maßnahmen und Lösungsvorschläge festgehalten werden. In Konfliktfällen im Team, welche nicht ohne Hilfe von außen gelöst werden können, besteht die Möglichkeit der Inanspruchnahme von Mediation oder Supervision. Außerdem kann in schwierigen Situationen auch der Träger als Vermittler hinzugezogen werden.

Für alle Formen der Beschwerdemanagements möchten wir im nächsten Schritt individuelle Beschwerdeformulare erarbeiten. Diese sollen zukünftig eine niedrigschwellige Herangehensweise und Dokumentation von Beschwerden und Problemen gewehrleisten.